Gesetzesänderung in Sachsen-Anhalt: Neuer Boom für die Windenergie?

Tags: Rechtliches Windpower

This blogpost is only available in German

Eine aktuelle Gesetzesänderung verspricht neue Impulse der Windenergieentwicklung in Sachsen-Anhalt. Das Repowering wird künftig wesentlich erleichtert, wodurch sich für die Projektierer von Neuanlagen deutliche Vorteile ergeben. Die Nachfrage nach Alt-Anlagen zum Abbau wächst.

In kaum einem Bundesland sind Wind-Projektierer mehr daran interessiert, Neuanlagen als Repoweringanlagen genehmigen zu lassen als in Sachsen-Anhalt. Der grösste Vorteil, der sich aus dem Repowering ergibt, sind reduzierte Abstandsflächen für die neu geplanten Standorte (Baulast).


Sachsen-Anhalt erfordert eine der höchsten Abstandsflächen

In Sachsen-Anhalt ergeben sich im Regelfall notwendige Baulastabstände aus der Gesamthöhe der Windenergieanlage. Das können bei modernen Binnenlandanlagen 200 m und mehr Abstandsfläche bedeuten. Für den Projektierer bedeutet dies, dass er mit sämtlichen betroffenen Landeigentümern eine Einigung erzielen muss, um eine Windenergieanlage realisieren zu können. Vielerorts ist genau dieser Umstand der Knackpunkt. Fehlt auch nur ein benötigtes Grundstück, wird der Planungsprozess blockiert, falls man keinen alternativen Standort finden kann. Zeitliche Verzögerungen und Mehrkosten sind die Folge – ein enormes Risiko gerade in Zeiten dramatisch fallender Vergütungen im neuen EEG (Ausschreibungen).


Geringere Abstandsflächen bei Repowering

 Kann eine Neuanlage im Zuge eines Repowerings genehmigt werden, gilt eine reduzierte Baulast von 0.4 x Gesamthöhe – ein massiver Vorteil. In der Vergangenheit mussten für eine neue (repowerte) WEA zwei Altanlagen in demselben Landkreis abgebaut werden (Verhältnis 2:1). Mit der Änderung des Landesentwicklungsgesetzes werden die Anforderungen an ein Repowering (und damit reduzierter Abstandsflächen) heruntergeschraubt. Entscheidend wird, ob eine abzubauende Altanlage innerhalb eines Vorrang- oder Eignungsgebietes für die Windenergie liegt oder nicht. Für Altanlagen ausserhalb von Vorranggebieten gilt neu, dass nur noch eine statt zwei Altanlagen abgebaut werden muss (Verhältnis 1:1), um eine Neuanlage als Repoweringanlage zu genehmigen. Ebenfalls neu ist, dass eine derartige Altanlage irgendwo in Sachsen-Anhalt stehen kann. Die räumliche Restriktion entfällt. Gerade dieser Punkt macht es für Projektierer deutlich leichter, eine geeignete Altanlage zu finden. Für Alt-Anlagen innerhalb von Vorrang – oder Eignungsgebieten gilt nach wie vor das Verhältnis 2:1, also zwei abgebaute WEA für eine Neuanlage. Auch wird in diesem Fall der räumliche Bezug beibehalten. Neu ist lediglich, dass dieser räumliche Bezug auf angrenzende Landkreise oder kreisfreien Städte erweitert wird.


5 Jahre statt 1 Jahr Zeit

Ebenfalls neu geregelt wurde die Anerkennungsfrist. Durfte bisher zwischen Abbau der Altanlage und Bau der Neuanlage höchstens 1 Jahr liegen, wurde diese Frist nun auf 5 Jahre verlängert. Auch dies ist ein deutlicher Vorteil, da sich Projektierer nun bereits frühzeitig im Planungsprozess Abbaurechte sichern können. Projektierer von Windparks suchen nun vermehrt nach geeigneten Altanlagen, um sich die Repowering-Rechte zu sichern.


Zusätzliche Wertschöpfung für Betreiber von Altanlagen

Mit den tiefen Marktpreisen lohnt sich der Weiterbetrieb von Altanlagen nach Auslaufen der EEG-Vergütung (20 Jahre) oftmals nicht mehr. Hohe Kosten für Sachverständigengutachten, Überholung und Wartung stehen tiefen Erlösen gegenüber. Hinzu kommt, dass am Sekundärmarkt für gebrauchte Anlagen dieses Alters derzeit kaum eine Nachfrage besteht. In Sachsen-Anhalt ist nun die Situation eingetreten, dass nicht die Windenergieanlage an sich durch ihren Restwert Wertschöpfung erzielt, auch nicht durch (niedrige) Erlöse aus einem Weiterbetrieb, sondern in verstärktem Masse rein durch ihren Abbau und dem sich daraus ergebenden Recht auf Repowering an anderer Stelle. Aus der dadurch gesteigerten Nachfrage für genau solche Altanlagen ergeben sich für viele Betreiber in Sachsen-Anhalt Chancen für eine zusätzliche Wertschöpfung. Jetzt müssen sich Altanlagenbesitzer und Projektierer von Neuanlagen nur noch finden und einigen!

Author

Alexander Kupfahl, Mitgeschäftsführer bei New Energy Scout GmbH

New Energy Scout ist ein unabhängiger Dienstleister rund um die Windenergie, Solarenergie und Biogas. Das Unternehmen entwickelt Windparks in mehreren Ländern Europas und beratet Investoren weltweit. Alexander Kupfahl hat 12 Jahre Windkrafterfahrung und kennt sowohl Betreiber wie Planer in Sachsen-Anhalt.

New Energy Scout GmbH

Autor:

Alexander Kupfahl, New Energy Scout GmbH

This content may be of interest to you:

ABOUT greenmatch

greenmatch is the leading web-based financial software for renewable energies. The highly flexible application models the complete financial project lifecycle of your wind, photovoltaic, hydro and biomass projects and optimizes your workflow. Its collaborative and integrative approach allows projects & portfolios to be analyzed and executed more efficiently, comprehensibly and reliably. Our solutions empower project developers, investors and banks in making reliable decisions and in increasing the success of their transactions. greenmatch is an innovative model to limited traditional spreadsheet applications.